Die Windsheimer Jahre (1709-1729)

Georg Wilhelm Steller wurde am 10. März 1709 in Windsheim als Sohn des örtlichen Kantors geboren. Seit 1714 besuchte er das reichsstädtische Gymnasium. Dort dominierten die alten Sprachen und Religion, aber Steller erhielt auch Einblicke in die Musik, Arithmetik, Logik und Naturkunde. Da er sich als vielseitig interessierter, fleißiger und begabter Schüler erwies, rückte er 1724 in die oberste Klasse auf. Im selben Jahr gewährte ihm der Rat der Stadt die Aufnahme ins Alumnat, das mit dem Gymnasium verbundene städtische Schülerheim, wo ausgewählte „arme, unvermögende Knaben"(1) kostenlose Verpflegung, Unterbringung und Kleidung erhielten. Dafür mussten sie neben ihren schulischen Verpflichtungen das gesamte gottesdienstliche Leben als Chorschüler begleiten. Als Alumnus verbrachte Steller fünf Jahre, die gekennzeichnet waren durch viele Pflichten, harte Arbeit, karge Nahrung, primitive Unterbringung, unbequeme, unpraktische Kleidung und weitere zeittypische Widrigkeiten. Sie lehrten ihn Pflichtgefühl und Disziplin, Enthaltsamkeit und Verzicht – Eigenschaften, die Steller auf seinem weiteren Lebensweg zugute kommen sollten. In diesen fünf Jahren stieg Steller in der obersten Klasse zum Primus auf. 1729 verließ er das Gymnasium mit einer öffentlichen Rede zum Thema „De tonitru numinis divini teste et vindice" (Über den Donner als Äußerung und Beweis des göttlichen Wirkens).(2)


(1) Stadtarchiv Bad Windsheim, B 60, Ratsprotokoll 21.6.1602.
(2) Stadtarchiv Bad Windsheim, Annales Scholae Windsheimensis 1678-1887, Bd. 1 (1678-1740), S. 334.