Teilnahme an der Zweiten Kamtschatka-Expedition

Da Steller wenig Aufstiegschancen an einer deutschen Universität sah, begab er sich nach Russland, wohin sich vor ihm schon eine Reihe von jungen deutschen Wissenschaftlern gewandt hatte. In St. Petersburg bewarb er sich 1737 als Teilnehmer an der Zweiten Kamtschatka-Expedition, die Sibirien erforschen und die Seewege nach Amerika und Japan erkunden sollte. Zu seiner großen Freude wurde er als „Adjunkt der Naturgeschichte"(3) eingestellt und erhielt den Auftrag „die völlige Beschreibung der natürlichen Geschichte Kamtschatkas"(4) vorzunehmen. Nachdem sich Steller gründlich auf seine Aufgabe vorbereitet hatte, brach er im Dezember 1737 aus St. Petersburg auf. Für die knapp 10.000 km lange Reise nach Kamtschatka benötigte Steller mehr als zweieinhalb Jahre: Extreme Witterungsverhältnisse, schlechte, teilweise nicht vorhandene Wege, fehlende Transportmöglichkeiten, die schwierige Proviantversorgung, Nachschubprobleme und bürokratische Schwierigkeiten mit lokalen Behörden verzögerten das Vorwärtskommen immer wieder. Darüber hinaus war Stellers rastlose Forschertätigkeit in jeder Phase dieser Reise für deren lange Dauer verantwortlich. Auf Kamtschatka erteilte der Expeditionsleiter Vitus Bering Steller die Genehmigung, an dem größten Abenteuer der Zweiten Kamtschatka-Expedition teilzunehmen, der geplanten Fahrt nach Amerika.


(3) Steller wurde als Adjunctus Historiae Naturalis angestellt. Vertrag Stellers mit der Petersburger Akademie
     der Wissenschaften vom 7.2.1737. Abgedruckt bei W. Hintzsche u. T. Nickol (Hg.), Die große Nordische   
     Expedition. Georg Wilhelm Steller. Ein Lutheraner erforscht Sibirien und Alaska, Halle 1996, S. 95.
(4) Johann Georg Gmelin, Reise durch Sibirien von dem Jahr 1733 bis 1743, Bd. III, Göttingen 1752, p. 176.