Freitag, 12. Februar 2021, ca. 12.15 Uhr: Es läuft die letzte Unterrichtsstunde des ersten Schulhalbjahres und ich spreche gerade mit den Schülerinnen und Schülern der Klasse 8C in einer Videokonferenz über die Frage, wie man sich im Internet erfolgreich gegen eventuelle Manipulationen durch so genannte Influencer schützen kann. Da klopft es an meiner Bürotür. Und während ich weitgehend erfolglos versuche, mehrere Dinge zeitgleich durchzuführen (Mikrofon ausschalten, „Herein“ rufen, Maske aufsetzen), öffnet ein maskierter Mann die Tür und ruft mir zu: „Es tut mir leid, dass ich deinen Unterricht störe, aber ich wollte mich schnell verabschieden. Heute ist mein letzter Tag bei euch.“

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Ich erzähle diese Episode hier so ausführlich, weil sie für mich zwei schmerzliche Erfahrungen aus der Zeit des Distanzunterrichts auf den Punkt bringt.

Erstens: Das auch von mir vor dem Beginn der pandemischen Ausnahmelage beiläufig verwendete Wort „Schulgemeinschaft“ bezeichnet keine selbstverständliche Alltagssituation. Zweitens: Auch wenn es durchaus möglich ist, unterrichtliche Vermittlung in andere Formate zu überführen, degeneriert eine Schule ohne soziales Miteinander zu einer seelenlosen Hülle.

Sicherlich hat mich die oben geschilderte Situation besonders bewegt, weil die sechste Stunde des letzten Schultages im ersten Halbjahr am Steller-Gymnasium normalerweise genau für die gegenteiligen Aussagen steht: Alle Schülerinnen und Schüler, Vertreter des Elternbeirates und Lehrkräfte kommen in der Schulturnhalle zusammen und verabschieden gemeinsam diejenigen, die unsere Schule zum Halbjahr verlassen. Zusammen mit dem traditionellen „Innenhoffest“ am letzten Schultag vor den Sommerferien machen diese Minuten für mich unsere Schulgemeinschaft tatsächlich erlebbar. Und deshalb war es keineswegs ein formale Pflichtaufgabe, auch am 12.Februar 2021 zusammenzukommen, um Lisa Schartner, Nicole Schneider, Kimberly Tepedino, Sebastian Hein, Matthias Kolb und Christian Thoma zu verabschieden. Mit Masken, im 1,5-Meter-Sicherheitsabstand und im kleinen Personenkreis des Personalrates, der Betreuungslehrer und der Schulleitung konnten wir unseren Kolleginnen und Kollegen für ihre Einsatzbereitschaft unter äußerst schwierigen Rahmenbedingungen danken und ihnen privat und beruflich alles Gute für die Zukunft wünschen.

StD Dr. Kuntke