„Nachricht an Hitler: Ich bin immer noch hier, du Bastard.“ (Alex Hacker, 2010)

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Dass in diesem Beitrag ohne Sternchen nur von der Historikerexkursion im Schuljahr 2020/21 die Rede ist, liegt nicht an der Unwilligkeit des Autors zu gendern, sondern an der Tatsache, dass sich uns tatsächlich leider keine Frau anschließen wollte. Sehr erfreulich dagegen die große Zahl ehemaliger Kollegen, die teilnahmen - unter ihnen StD a.D. Dr. Hans Schneider, der die Planung der Fahrt auch in diesem Jahr gewissenhaft übernahm, so dass wir einen Teil des Wochenendes vom 16. bis 17. Oktober 2020 in Nordhausen und Mittelbau-Dora verbrachten. Nach der Ankunft im thüringischen Nordhausen am Freitag unternahmen wir einen Spaziergang durch die Stadt und ließen den Abend gemütlich beim Italiener ausklingen.

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Am nächsten Tag brachen wir dann zum Gelände der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora auf. Wer an einen Ort fährt, an dem in den dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte unvorstellbare Verbrechen begangen wurden, der erwartet sicher nicht den Anblick von durchaus viel „idyllischer“ Natur, der sich uns bei der Ankunft bei oberflächlicher Betrachtung der Umgebung des KZ bot. Eine „Idylle“, die trügerischer kaum sein könnte. Gegründet wurde Mittelbau-Dora als Außenanlage des KZ Buchenwald im Sommer 1943. Damals wurde die Raketenproduktion (u.a. V1 und V2 - die von der NS-Propaganda mythisch überhöhten „Wunderwaffen“ erwiesen sich letztlich als nicht kriegsentscheidend) von Peenemünde in die vor Luftangriffen geschützten unterirdischen Stollen bei Nordhausen verlegt. Etwa 60.000 Menschen aus der Sowjetunion, Polen und Frankreich mussten für die deutsche Rüstungsindustrie häufig tödliche Zwangsarbeit verrichten. In einer überaus sachkundigen und interessanten Führung wurde uns das Leid der Häftlinge trotz mancher „Leerstellen“ des Orts nur allzu lebendig: So waren die unterirdischen Stollen coronabedingt nicht zugänglich und es sind zum Beispiel die ehemaligen Baracken des Häftlingslagers zum großen Teil nach dem Krieg abgetragen worden. Nie vergessen wird der Autor dieser Zeilen die Blumen, die Häftlinge in einem Nebenzimmer im Zentrum der Hölle, dem Krematorium, an die Wände malten. Und in einem der Ausstellungsräume fand sich an die Wand projiziert der Spruch des Überlebenden des KZ Mittelbau-Dora, Alex Hacker, der auch am Beginn dieses Artikels steht, ein Funken Hoffnung immerhin an einem Ort, an dem es keine Hoffnung gab noch geben sollte.

(OStR Dr. Michael Streb)