Ein begeistertes Plädoyer für die europäische Einigung und für das persönliche demokratische Engagement jeder und jedes Einzelnen hielt MdB Tobias Winkler am 22. Mai 2023 im Rahmen des Europatags in der Aula des GWSG vor etwa 90 Schüler*innen der 8. und 9. Klasse des sozialwissenschaftlichen Zweigs des Steller-Gymnasiums und der 9. und 10. Klasse der Wirtschaftsschule. Aus Anlass des "EU-Projekttags an Schulen", der zum 17. Mal stattfand und von der damaligen deutschen EU-Ratspräsidentschaft ins Leben gerufen worden war, kam der direkt gewählte Bundestagsabgeordnete unseres Wahlkreises, der die Stadt Fürth und die Landkreise Fürth und Neustadt a.d. Aisch/ Bad Windsheim umfasst, zu zwei ganz besonderen „Politikstunden“ zu den Jugendlichen.
Von seinen langjährigen Erfahrungen in der Europapolitik (z.B. 15 Jahre Tätigkeit für das Europäische Parlament, jetzige Mitgliedschaft im Bundestagsausschuss für Angelegenheiten der Europäischen Union und im Auswärtigen Ausschuss) konnten die Jugendlichen enorm profitieren, da Winkler sie z.B. auf eine Reise durch Geschichte und Gegenwart der EU mitnahm. Mit Hilfe eines sehr aufschlussreichen Zeitstrahls, der die im historischen Vergleich außergewöhnlich lange Friedensperiode auf dem Territorium der heutigen EU seit 1945 veranschaulichte, wies Winkler auf die Wichtigkeit der Union zur Erhaltung eben dieses Friedens, von Sicherheit und Stabilität, aber auch von Nachhaltigkeit, Freiheit und Solidarität hin. Mit ihren 27 Mitgliedstaaten (von insgesamt 47 europäischen Staaten, darunter aktuell 7 Beitrittskandidaten) ist die EU Heimat von 450 Millionen Menschen. Das klingt viel, der Anteil an der Weltbevölkerung beträgt aber nur 6 Prozent. Mit der Formulierung „Insel der Glückseligen“ ging es Winkler darum, den Zuhörer*innen in Erinnerung zu rufen, dass das Ausmaß z.B. an Freiheitsrechten, das wir innerhalb der EU genießen dürfen, nur einer kleinen, bevorzugten Minderheit der Menschen auf der Erde vergönnt ist. Winkler suchte mit den Schüler*innen weitere Beispiele für Länder, die ihren Einwohner*innen ein ähnliches Niveau an Möglichkeiten zur demokratischen Partizipation ermöglichen und genannt wurden z.B. die USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Japan, Südkorea und die Schweiz. Nur etwa 15 Prozent der Weltbevölkerung leben damit in Staaten, die ihren Einwohner*innen wirkliche Freiheit bieten, ein höchst kostbares Gut, das es zu verteidigen und zu schützen gilt.
Dass Einigkeit stark macht, verdeutlichte Winkler am Beispiel des Klimawandels, dessen Lösung internationale Zusammenarbeit zur Vorbedingung hat. Winkler erinnerte in diesem Zusammenhang an den EU-Beschluss zur Klimaneutralität bis 2045 als Beispiel für ein herausragendes Ziel gemeinsamer Anstrengung.
Im zweiten Teil seiner Diskussion mit den Jugendlichen legte Winkler größten Wert auf die Feststellung, dass man nicht erst Mitglied des Europäischen Parlaments, des Bundestags oder selbst des Stadtrats werden müsse, um sich politisch und gesellschaftlich zu engagieren. Er erinnerte die Jugendlichen daran, dass bei den Europawahlen 2024 aufgrund des Wahlalters von 16 Jahren viele von ihnen stimmberechtigt sein würden und sie von ihrem Recht unbedingt Gebrauch machen sollten. „Wer daheim bleibt in der Demokratie, kann nichts verändern“, so Winkler resümierend. Mit seiner Definition von Politik als einem „Versuch, das gesellschaftliche Zusammenleben zu verbessern“ lud Winkler die Jugendlichen dazu ein, in ihrem persönlichen Umfeld anzufangen, politisch aktiv zu werden und die von den Teilnehmer* innen auf seine Nachfrage genannten Probleme vor Ort wie z.B. eine Verbesserung des Skateparks oder die Durchsetzung freien WLANs in Bad Windsheim anzugehen - durch gute Ideen, für die sie dann Mehrheiten suchen und u.U. auch Kompromisse eingehen müssten, wobei Winkler ausdrücklich den Kompromiss als ein mögliches Ergebnis eines Aushandlungsprozesses in Schutz nahm gegen Vorwürfe, es handele sich dabei um eine schlechtere Lösung. So biete der Kompromiss im Gegenteil die Chance, alle mitzunehmen. Die Vorstellung der Geschichte der EU als Friedensprojekt, das gerade auch angesichts des Kriegs gegen die Ukraine verteidigungswürdiger und wertvoller denn je ist, aber auch viel Hoffnung geben kann und die Aufforderung, hier und heute und im eigenen Umfeld mit politischem Engagement zu beginnen, um die Welt jeden Tag ein kleines bisschen besser zu machen, sind vielleicht zwei der wichtigsten Einsichten, die die Teilnehmer*innen aus der engagierten Diskussion mit MdB Winkler in ihr Leben und ihren Alltag mitnehmen konnten.
OStR Streb